Herrschaft der Vernunft

Wer soll ein Volk regieren?

"Die Jugendbewegung, mit ihrer Entdeckung von Führertum und Gefolgschaft, mit ihrem Eros zum Helden - nicht zum Körperhelden allein -, mit ihrem starken Sinn für den Rang und für edle Haltung, mit ihrer Ehrfurcht vor dem Schöpferischen in Natur und Menschenwelt, mit ihrem Abscheu vor mechanisch-parlamentarischer, nivellierender Betriebsamkeit, vor der Kompromißwirtschaft und allem Sichdrücken um das Wesentliche, aller platten Verständigkeit, mit ihrer Liebe zum Unbedingten, mit ihrer Geradheit und Herbheit, ihrer Innerlichkeit, die nicht ohne Schönheit ist, mit ihrer Opferbereitschaft, mit ihrem unverkennbar heroischen Zug - diese Jugendbewegung quer durch die sozialen Klassen, wohl eine speziell deutsche Erscheinung, ist typische Abkehr von der Demokratie, ...ohne freilich noch eine klare Hinkehr zu anderem zu sein. Ihr steckt der neue Aristokratismus als Rhythmus im Blut, kaum schon als System im Bewußtsein. Bemerkenswert immerhin, daß diese Jugend das wirtschafts- und gesellschaftsrevolutionäre und überhaupt jedes revolutionäre Prinzip mit dem Prinzip des Adels nicht nur als vereinbar, sondern geradezu als mit ihm verwandt fühlt, während ihr das revolutionäre und das demokratische Prinzip unsäglich weit auseinander zu liegen scheinen. Für alle Dinge kann Jugend sich begeistern, nur gerade für den Gedanken der Mehrheitsherrschaft nicht! (Soweit Jugend sich demokratisch nennt, meint sie antifeudale, liberal-humanitäre, soziale, republikanische Inhalte demokratischer Programme, nicht den Demokratismus als solchen.)"

"Vor dem menschlichen Geist sind die Menschen ungleichwertig. Der Geist ist nicht göttlich-neutral, der Geist ist der Wertende. Er stellt den Veranwortungsbewußten über den Selbstsüchtigen, den Tätigen über den Trägen, den Freigesinnten über den Knecht; er zieht den Urteilsfähigen dem Vernagelten vor, den Könner dem Stümper, den männlich Tiefen und Feinen dem männischen Manne der rohen Faust. Charakter, Menschenliebe, bewegendes Dasein, innere Unabhängigkeit, offene Stirn, Talent, Kultur - diese Tugenden, jede für sich und vor allem alle in einer bilden das Kriterium, nach dem der Geist den Grad der Eignung eines Bürgers zum Gesetzgeben und Herrschen bestimmt; es lautet: Geistigkeit. Der geistigere Mensch - oder, wie man früher sagte, der weisere Mensch - ist der machtberufenere."

"Die echte Lehre von der Gleichheit lautet: Niemand genieße Vorteile, weil er im Hause der Bevorzugten das Licht erblickte; niemand erleide Nachteile, weil er im Hause der Benachteiligten zur Welt kam. Denn ein solcherart Bevorzugter wäre ohne Verdienst der Glücklichere, ein solcherart Benachteiligter ohne Schuld der Ärmere. In eine Klasse, in eine Rasse hineingeboren zu sein, berechtigt zu keinem Privileg; in eine Klasse, in eine Rasse hineingeboren zu sein, verpflichtet zu keinem Leiden. Nicht Zufall der Geburt, sondern wertende Vernunft bestimme (soweit sie überhaupt zu bestimmen vermag) die Schicksale".

"Daß ein Athlet körperlich zulänglicher ist als ein Waschlappen, daran zweifelt niemand, und niemand wird den Waschlappen auf die Olympiade schicken; die Unterschiede der geistigen Kraft sind weniger leicht meßbar und weniger leicht erkennbar. Ist das ein Grund, die Auswahl der Gesetzgeber, also die Gesetzgebung selbst, unterschiedslos Allen zu überlassen?"

"Wer Volksvertreter wird, der wird es in neun von zehn Fällen durch einen einzigen Vorzug: das formale oratorische Talent, die Beredsamkeit. Nicht durch Güte, Tiefe, Scharfsinn, weiten Blick, Revolutionarität der Gesinnung, Weisheit, Schöpferkraft, klare Menschlichkeit. So tief hat die Mehrheitenwirtschaft uns schon in den Sumpf gezogen, daß die Idee, Menschen, die durch diese Vorzüge ausgezeichnet sind, könnten unter den Gesetzgebern sitzen, wie eine Groteske wirkt."

Platon strebte einen vor allem aristokratischen Staat an: "solange nicht in den Staaten die Philosophen Könige sind oder die sogenannten Könige und sonstigen Machthaber Philosophen, kundige übrigens und fähige, und dies beides in eines zusammenfällt: die Macht und der Geist, den Vielen aber, die heut auf beides getrennt ausgehn, der Weg unerbittlich verlegt wird, solange nimmt das Elend kein Ende, mein lieber Glaukon, der Staaten nicht und nicht des Menschengeschlechts".

Nietzsche: "Die bisherigen Aristokraten, geistliche und weltliche, beweisen Nichts gegen die Notwendigkeit einer neuen Aristokratie."

Goethe: "Nichts ist widerwärtiger als die Majorität; denn sie besteht aus wenigen kräftigen Vorgängern, aus Schelmen, die sich accomodieren, aus Schwachen, die sich assimilieren, und der Masse, die nachtrollt, ohne nur im mindesten zu wissen, wag sie will."

"Der Demokratismus, nimmt man ihn beim Wort, verrät nur, daß er anstelle von Dynasten und Kasten, von Despoten und Knoten 'das Volk' regieren zu sehen wünsche; wie 'das Volk' es machen solle, zu regieren, durch wen 'das Volk' imgrunde repräsentiert sei und wie es zur erdenklich besten Repräsentation seiner gelange - darüber schweigt der Begriff. Daß der Weg die Wahl, die Wahl durch Alle, und das Kriterium der Richtigkeit die Mehrheit sei, ist ein ebenso beliebtes wie unbewiesenes Dogma, und seit dem Ende des 1.Weltkrieges mehren sich die Stimmen derer, die in Anlehnung an Philosopheme Platons und Nietzsches dies Dogma bestreiten; die den als selbstverständlich sich aufspielenden Egalitarismus in der Gesetzgeberauslese kritisch und konstruktiv berennen, und zwar nicht, wie der egalitäre Schmock es sich leicht macht zu lügen, von einem 'rechten', das heißt sozialreaktionären oder kulturreaktionären Standpunkt aus, sondern im Gegenteil vom Standpunkt raschester und radikalster Befreiung des Individuums, in ökonomischer und außerwirtschaftlicher Hinsicht, also von 'links'."

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Glanz und Elend der Demokratie

"Ich weiß ganz gut, daß die demokratische Ideologie eine ehrenvolle Geschichte hat. Aber welche heruntergekommene Ideologie hätte die nicht? Sogar die absolute Monarchie war ursprünglich, als die Idee der territorialen Zentralgewalt, ein revolutionärer und kulturgeschichtlich wertvoller Protest gegen die Anarchie des Kleinfeudalismus, gegen unerträgliche Brutalitäten des Raubrittertums. Wir werden deshalb heute nicht für die Wiedereinführung der absoluten Monarchie stimmen!"

"Auch die Demokratie war ursprünglich ein wertvoller Protest. Sie war die Empörung des Volkes gegen den bevorzugten Einzelnen und den bevorzugten Stand, der eine ererbte Macht festhält und ausnutzt, die seinem inneren Werte nicht entspricht. Sie war die Revolte des geknechteten Ich gegen den Zwingherrn, gegen Dynasten und Kasten; sie war das Pathos unsterblicher Freiheit. Demokratie als permanenter Befreiungsprozeß, Demokratie als Gegensatz zu aller Dummkopfs- und Rohlings-Autokratie, als Gegensatz zu aller falschen 'Aristo'kratie derer, die nicht die Edelsten sind, sich aber so stellen und benennen, als wären sie's -: für diese Demokratie gibts nur ein Ja. Denn diese Demokratie bedeutet den Entschluß, einem unzulänglichen Herrschertyp die Macht zu entreißen und - da Herrschende einmal sein müssen - den gestürzten zu ersetzen durch einen tauglicheren; nach sinnlosem Mechanismus Berufene zu jenem Haufen zu werfen, dem sie in Wahrheit angehören; und die uralte Regel organischer Auslese wieder zur Geltung zu bringen, die keinen Quell der Kraft verstopft läßt."

Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi: "Unser demokratisches Zeitalter ist ein klägliches Zwischenspiel zwischen zwei großen aristokratischen Epochen: der feudalen Aristokratie des Schwertes und der sozialen Aristokratie des Geistes. Die Feudalaristokratie ist im Verfall, die Geistesaristokratie im Werden. Die Zwischenzeit nennt sich demokratisch, wird aber in Wahrheit beherrscht von der Pseudo-Aristokratie des Geldes.
Im Mittelalter herrschte in Europa der rustikale Ritter über den urbanen Bürger, heidnische Mentalität über christliche, Blutadel über Hirnadel. Die Überlegenheit des Ritters über den Bürger beruhte auf Körper- und Charakterstärke, auf Kraft und Mut.
Zwei Erfindungen haben das Mittelalter bezwungen, die Neuzeit eröffnet: die Erfindung des Pulvers bedeutete das Ende der Ritterherrschaft, die Erfindung des Buchdrucks den Anbruch der Geistesherrschaft. Körperkraft und Mut verloren durch die Einführung der Feuerwaffe ihre ausschlaggebende Bedeutung im Daseinskampf: Geist wurde, im Ringen um Macht und Freiheit, zur entscheidenden Waffe.

Der Buchdruck gab dem Geist ein Machtmittel von unbegrenzter Tragweite; rückte die schreibende Menschheit in den Mittelpunkt der lesenden und erhob so den Schriftsteller zum geistigen Führer der Massen. Gutenberg hat den Federn die Macht gegeben, die Schwarz den Schwertern genommen hatte. Mit Hilfe der Druckerschwärze hat Luther ein größeres Reich erobert als alle deutschen Kaiser."

"Hat nicht ein tiefer Ekel die lichtesten Geister unsrer Zeit, vor allem unsre beste Jugend, erfaßt vor 'Mehrheit' und 'Gleichheit'?
Die Meinung der Mehrheit mag noch so unvernünftig, ja unsittlich sein - es ist Demokratie, sie zu befolgen. Verlangt zum Beispiel übermorgen die Mehrheit einer besiegten Nation den Rachekrieg gegen die Sieger - die Demokratie wird ihn, die Demokratie muß ihn führen. Nicht die Erkenntnis der Erkennenden, nicht die Vernunft, nicht die Menschlichkeit, nicht der Geist hat recht, sondern die Mehrheit - nach demokratischer Auffassung. Genauer: Mehrheitswille, weil er Mehrheitswille ist, ist Erkenntnis und Vernunft und Gerechtigkeit und Menschlichkeit und Geist. Was die Zahl will, muß das Vernünftige sein - was auch immer sie will. Dies ist ein leeres, ein quantitatives Prinzip der Gesetzgebung,vielmehr ein Prinzip der Prinzipienlosigkeit, ein Nichtprinzip. Es ist das Verfassungsprinzip des politischen Nihilisten, nicht dessen, der von einer Idee erfüllt ist und von dem moralischen Trieb, sie zu verwirklichen."

"Eine formale staatsrechtliche Gleichheit ist keine Gleichheit, wenn sie auf realer wirtschaftlicher Ungleichheit beruht. Die Presse, der Film, der Rundfunk, die Schule, die Universitäten, die Justiz - alles, mit geringen Ausnahmen, monopolisiert oder doch kontrolliert von der Macht, die es zu entthronen gilt. Sie verhindert, daß es Gleiche sind, die am Wahltag wählen. Die 'Demokratie' unter der Herrschaft des Kapitalismus ist ein Schwindel - ganz abgesehen von der Frage, ob Demokratismus als System der Gesetzgeberauslese der politischen Weisheit letzter Schluß ist."

"Daß sich auch unter den Männern des Parlaments Köpfe und Charaktere finden; Menschen von Weitblick, Tiefe, Tatkraft; Geistige - dies in Abrede zu stellen wäre kindlich. Noch kindlicher wäre es, zu bestreiten, daß sie die Ausnahme bilden, und zu behaupten, das schöpferischpolitische Leben der Nation ereigne sich in den Parteien. Die Parteien sind, im ganzen, unfruchtbar geworden - gesetzt, daß sie jemals fruchtbar waren. Unfruchtbar; und das kann nicht anders sein: bei ihrer Struktur - welche beinah überall dem Reichtum oder dem Ressentiment, also dem Kapitalsinteresse oder der Mittelmäßigkeit, die Entscheidung überläßt - und bei der Überalterung ihrer ideologischen Systeme. Von der Geburt einer Ideologie bis zu ihrer Auskristallisierung zur politischen Partei vergehen Menschenalter."

"Die Demokratie ist der politische Absolutismus des Durchschnittsmenschen, ist die Diktatur der Mittelmäßigkeit. Darum bleibt unter der Demokratie der Geistige zu dem Schicksal verdammt, seine Aufgabe zwar zu erkennen, sie aber nicht erfüllen zu dürfen. Vielmehr: sie nur sehr unzulänglich erfüllen zu dürfen, durch Anfeuern und gute Ratschläge; durch Randbemerkungen zum Geschehen - statt durch Gestaltung des Geschehens. Unter der Demokratie lautet das Los des Geistes: Litteratur."

"Majoritäten- und Mediokritätenwirtschaft führte zu dem, was wir haben. Dem ordinärsten aller politischen Systeme, dem rohesten, rückständigsten, erbärmlichsten, gefährlichsten, menschenfeindlichsten, menschheitsfeindlichsten, gelang es, zwar nicht die absolute, aber doch eine relative Mehrheit der deutschen Nation für sich zu gewinnen; mit Hilfe des allgemeinen gleichen Stimmrechts, im Zeichen der egalitären Demokratie siegte der Hakenkreuzritter 1933 über den anständigen und urteilsfähigen Teil des deutschen Volkes."

"In Deutschland, wie durch die Geschichte bewiesen, bahnt der egalitäre Demokratismus den Demagogen den Weg. Wir müssen deshalb die egalitäre Demokratie durch eine andre ersetzen. Demokratie - dieser Begriff zeigt ein doppeltes Gesicht. Demokratie heißt nicht bloß Egalitarismus, Stimmrecht, Mehrheitenherrschaft, Parteiismus, Dauerverschwörung der Vielzuvielen gegen die Wenigen, des Durchschnitts gegen den überlegnen Typus, des Philisters gegen die Ideen und ihre Träger; Demokratie, besonders im Sprachgebrauch der Westwelt, heißt zumindest daneben soviel wie Liberalismus, wie Diskussion, wie Menschenrechte, wie wechselseitige Fairness, wie 'Staat im Dienste der Individuen', wie freie Luft, in der wir alle atmen, wirken, uns des Lebens freuen können. Diese Demokratie der Diskussion, des Lichts, des Rechts, der Freiheit, der Humanität scheint mir ein unverwüstliches Ideal zu sein, und ich glaube, seine Verwirklichung wird durch das allgemeine Stimmrecht viel weniger gewährleistet als durch ein un-egalitäres Verfahren, das von der Erkenntnis ausgeht: repräsentiert wird eine Nation durch ihre charakteriell und intellektuell Besten, nicht durch irgendwelche Interessenvertreter und Vertrauensleute von Mehrheiten."

"Das, was gemeinhin unter 'demokratischen Freiheiten' verstanden wird: die Rede- und Lehrfreiheit, die Pressefreiheit, die Koalitions- und Versammlungsfreiheit, die Freiheit der Forschung und der Künste, die Freiheit der Person, muß selbstverständlich wiederhergestellt werden und nicht nur im alten Umfang wiederhergestellt, sondern weit radikaler instituiert, als dies im Staate Eberts und Hindenburgs der Fall war. Nur freilich müssen Vorkehrungen getroffen werden, daß diese Freiheiten nicht, wie dereinst, von den Feinden der Freiheit zum Schaden der Freiheit mißbraucht werden. Wir sind für die demokratischen Freiheiten und deshalb gegen die Wiederholung der demokratischen Dummheiten."

"Unter dem Kapitalismus bleibt die formal sauberste Demokratie... Plutokratie, Oligarchie der Besitzenden, statt wirklich Kratia des Demos zu sein."

"Niemals darf Deutschland vergessen, daß Hitlers Aufstieg zur Macht, samt der Gesamtheit seiner Verbrechen, dem allgemeinen gleichen Stimmrecht zu verdanken war, dem nach egalitärem Grundsatz berufenen Parlament, dessen politische Macht durch niemanden und nichts beschränkt gewesen ist. Die Gefahr, daß in Zeiten der Krise Demokratie zur Ochlokratie, zur Pöbelherrschaft entartet, sollte den Denkenden unter uns stets gegenwärtig sein; Frankreich erlebte das bald nach 1789, Deutschland erlebte es 1933... volle zwölf Jahre."

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Faschismus und Anarchismus als Alternativen

Hiller urteilte über den Anarchismus, daß dieser von einem inadäquaten Menschenbild, nämlich vom humanen, "perfekten" Menschen ausgehe, ohne den eine Anarchie nicht zustandekäme. Anarchie könne deshalb nur als Endziel diskutiert werden, nicht aber als gangbarer Weg zum Ziel.

"Der Fascismus ist jener Ekel vor der Demokratie, der zu vordemokratischen Vorstellungsinhalten und Praktiken flüchtet - eine schiefe Reaktion. Seine Ziele sind im ganzen so rückständig, seine Formen meist so roh, daß er den Demokratismus eher zu neuen Ehren bringt als ihn entwurzelt."

"Ich glaube, daß die Entwicklungstendenz gegen die Demokratie - irrationale Reaktion, wie sie's in der Hauptsache einmal ist - zu prädemokratischen Zuständen und allen Greueln des Zäsarismus führen wird, zur Zerstörung insonderheit jener zarten Keime des Weltfriedens, die heute sprießen,... wenn nicht die Ratio derer, denen die Ziele über die Formen gehen, unter Aufgabe des Fetischkultes vor der Form, die herrscht, eine Form findet, die den großen Zielen gewachsener ist. Erzeugt die Demokratie nicht aus sich selbst heraus ihren höheren Gegensatz, so wird sie in ihre niedere Vorstufe zurücksinken. Dem Interesse des Volkes ist am besten gedient, wenn nicht die Mehrheit, sondern die Gesellschaft der sittlich und geistig Besten in ihm herrscht -: die demophilste Staatsverfassung ist die aristokratische."

"Ach, der Schrei nach dem Diktator, ausgestoßen nicht von Interessenpolitikern, sondern von Geistpolitikern, von Humanitären, ist reichlich naiv; wo wäre die Gewähr, daß der starke Mann geistgemäßer verführe, als unter der Mehrheitenwirtschaft verfahren wird? Er könnte ein Genie sein; das Wahrscheinlichere nach Lage der Dinge ist, daß sein Niveau noch unter dem der Demokratie läge. So wahr ein guter Diktator alle Demokratie an Wert überragt, so wahr gleicht die Chance des Volks, einen guten Diktator zu erhalten, der Chance des Lotteriespielers, das große Los zu ziehn. Die meisten Lose sind Nieten."

"Da im Menschen etwas lebt, was über den Verstand hinausreicht und an das er in seinen erhabenen Augenblicken sich magisch gebunden fühlt, so kann großen und dauernden Erfolg eine politische Bewegung nur dann haben, wenn sie dies Etwas in ihren Hintergründen aufleuchten läßt; wenn sie eine Perspektive ins Unendliche herstellt. Der Blickpunkt solcher Perspektive kann Gott sein; kann die Idee der Nation oder die Idee der Humanität sein; kann der aktivistische Begriff Geist sein; der Materialismus lehnt ja das alles aber als 'bürgerliche Ideologie' und Ausgeburten 'unwissenschaftlichen' Denkens ab. Er stößt damit eine Jugend zurück, deren Bewußtsein das Goldne Zeitalter der hellenischen und der deutschen Kultur durchschritten hat."

"Der Faschismus-Nazismus mit seinem Scheinsozialismus, seinem Pseudo-Aristokratismus, seinem elementaren höhlenbewohnerischen Immoralismus und blutrünstigen Heidentum ist die barbarische Karikatur der Ideen, denen die alternde, verfettende, verkalkende, verdummende Demokratie den Zugang verwehrt hat."

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Herrschaft der charakterlich und geistig Besten

"Wir wollen eine Gesellschaft grundsätzlich gleichgeordneter schaffender Menschen, unter denen es wechselseitige Ausbeutung nicht mehr gibt, geschweige denn wechselseitiges Abschlachten; unter denen es aber allerdings Auslese gibt, endlich freie, das heißt von der Besitzlage unabhängige Auslese, so daß die wahren Werte zu ihrer Geltung kommen, statt der Geldwerte, und jeder den Platz in der Gesellschaft einnehmen darf, der seinem Range, das heißt: seinen natürlichen, angeborenen oder durch Training erworbenen, durch Willenskraft gesteigerten Eigenschaften, entspricht. Erst der Sozialismus schafft die Möglichkeit einer echten Aristokratie, eines wirklichen, aus der Gesamtsubstanz einer Nation sich ständig erneuernden Adels und einer Beherrschung der Gesellschaft, zuletzt der Erdgesellschaft durch solchen Adel."

"Gewiß, wenn die Vernunft einmal bei der Mehrheit wäre, hätte der Demokrat auch nichts gegen die Vernunft; sie wird es nie sein. Denn da die Vernunft, biologisch gesehen, Erkenntnis und Wille der jeweils Vorgeschrittensten ist, wird sich ihr Inhalt in jedem geschichtlichen Augenblick von der Meinung der Mehrheit notgedrungen unterscheiden. 'Mehrheit ist der Unsinn!': Schillers Wort bleibt richtig."

"Die Gleichheit Aller vor dem Gesetze bedeutet nicht die Berufenheit Aller zum Gesetzgeben - oder, was dasselbe ist, zur Auswahl der Gesetzgeber."

"Wenn wir von Geist und geistigen Menschen sprechen - daß wir damit nicht Angehörige gewisser Berufszweige meinen, sondern Repräsentanten eines gewissen charakterologischen Typus, versteht sich. Die intellektuellen Branchen wimmeln von ungeistigen Menschen. Ein Schriftsetzer kann Mann des Geistes sein; ein Schriftsteller braucht es nicht zu sein. Denn zur Geistigkeit gehört zuallererst Verantwortung, jener tiefste Ernst, der nicht durch Würde ersetzt werden kann und der übrigens Heiterkeit nicht ausschließt. Geist ist etwas andres als Klugheit, etwas andres als Bildung, etwas andres als Esprit. Er ist die Leidenschaft, das Los der Menschheit zu bessern, - gekühlt an einer universalen Erkenntnis. Das wird keine erschöpfende, keine unbedingt befriedigende Definition sein; Geist spottet aller Definition."

"Die proletarische Revolution wird das Geldmacherpack, welches unter der Demokratie offen oder heimlich regiert, von der Fläche der Geschichte wischen und wird endlich, endlich die natürliche Auslese der Besten ermöglichen, die ständig sich erneuernde Geburt des Adels aus der schöpferischen Breite des Volks. Wenn der Klassenkampf sich erübrigt, weil es keine Klassen mehr gibt, wird es der Typus des Höheren Menschen sein, der - evolutionär oder revolutionär - gegen den niederen sich durchsetzt: zum Segen gerade des niederen."

"Geist, Logos, ist kein metaphysisches Gespinst, kein ertüftelter Begriff, kein mystisches Wesen, das irgendwo irgendwie über den Individuen schwebt; er ist eine charakterologische Kategorie, er bezeichnet eine bestimmte Qualität, einen bestimmten Funktionszustand, eine bestimmte Macht der Seele... und wohnt im Menschen, nämlich in Exemplaren eines bestimmten Typus Mensch. Zwar steckt potentiell diese Kraft in jedem, und Pädagogik vermag hier viel; aktualisiert, genauer: über eine gewisse Schwelle hinaus aktualisiert, ist sie in wenigen. Diese Wenigen aus der Breite des Volks stetig auszulesen und zum Gesetzgebungskörper zusammenzufassen, ist die Aufgabe einer sich nicht egalitaristisch sondern logokratisch begreifenden Demokratie."

"Gesetzgebung ist Sache Weniger, eines Typus, einer Elite, wie auch Philosophie, Dichtung, musikalische Komposition, Schöpfung von Bildwerken Sache Weniger bleibt; Kontrolle der Verwaltung, Kontrolle darüber, ob die Gesetze richtig angewandt werden, steht von Vernunftwegen jedem Staatsbürger zu. Hierzu bedarf es keiner besondern Denkkraft, seelischen Kultur, Tiefe, Weitsicht, Kennerschaft und Gestaltungsgabe; hierfür langt der gesunde Menschenverstand."

"So wenig Freiheit und Sozialismus sich ausschließen, so wenig schließen Freiheit und Geistigenherrschaft sich aus. Im Gegenteil, erst Geistigenherrschaft, in einer sozialistisch geordneten Welt, würde dem Individuum das Maß von Freiheit verbürgen, das ihm zukommt und das nach den Normen einer sozialen Logik oder den Gesetzen einer sozialen Physik möglich ist. Weder Kapitalismus noch Majoritismus haben den Menschen auch nur in die Nähe dieses möglichen Stands gebracht. Freiheitlicher Sozialismus, sozialistischer Aristokratismus - das ist, mit zwei (mißverständlichen, hoffentlich nicht mißverstandenen) Schlagworten das Programm der Logokraten; und will man es ein 'demokratisches' nennen, so spricht gar nichts dagegen - vorausgesetzt, man hat aus dem alten Begriffsschlauch zuvor den alten egalitären Schlamm geräumt."

Jean-Jacques Rousseau, einer der Protagonisten der Demokratie, erkennt scharfsinnig: "Wahre Demokratie ist Besetzung der Führerstellen durch das Los" . Demokritisch folgert er: "Nur ein Volk von Göttern würde sich demokratisch regieren" . Hiller attestiert ihm eine Inkonsequenz: "Auch Rousseau erkennt an, daß 'eine blinde Menge' 'selten weiß, was ihr heilsam ist', und er bezweifelt, daß sie imstande sei, 'ein so großes, so schweres Unternehmen, wie ein System der Gesetzgebung ist, von sich selbst auszuführen'. Aber daß folglich die geborenen Gesetzgeber eines Volkes seine Geistigen sind, das fällt dem Kirchenvater der Demokratie nicht ein."

"Die Motorenfabrik braucht einen neuen Oberingenieur. Lassen wir das Volk ihn wählen! Die Universität braucht einen neuen Assyriologen. Lassen wir das Volk ihn wählen! Verrückt? Aber begreift denn vom Grunde des Staats, vom Ziele des Staats, von den Bedürfnissen des Staats 'das Volk' mehr als von Motorenbau und Assyriologie?? Weiß es denn, was ihm selber frommt? Die Republik braucht einen neuen Lenker; lassen wir das Volk ihn wählen!"

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Weitere Merkmale der Geistes-Elite

Wer sind die Logokraten?
Wie gelangen sie an die Macht?

"Deutschlands ideale Verfassung? Ob mehr oder minder 'föderativ', ist nebensächlich; die Hauptsache scheint mir zu sein, daß sie jenem Symbol der ELLIPSE entspreche, der Ellipse, geschlagen um die zwei Brennpunkte breitester, freiester Volksdiskussion und der Gesetzgebung durch Geistige. Nur ein Zweikammersystem völlig neuen Musters würde diesem Ideal gerecht. Warum, wenn in einem Volke die Mehrheit politisch zur Dummheit neigt, just sie unbeschränkt souverän sein soll, ihm die Gesetze zu geben, ist schlechterdings nicht einzusehen."

"Wer sie aber seien, die sittlich und geistig Besten, das können sie nur selber entscheiden, wechselseitig. Möglich wird die Herrschaft der Geistigen nur durch einen Kongregationsprozeß sein, von der Art, wie ihn Nietzsche, der Ahnherr, im 318. Aphorisma des zweiten Bandes seiner Schrift 'Menschliches, Allzumenschliches' vor fast einem halben Jahrhundert beschrieben hat, unter der Überschrift 'Von der Herrschaft der Wissenden': 'Zuerst hätten die Redlichen und Vertrauenswürdigen eines Landes, welche zugleich irgendworin Meister und Sachkenner sind, sich auszuscheiden durch gegenseitige Auswitterung und Anerkennung: aus ihnen wiederum müßten sich, in engerer Wahl, die in jeder Einzelart Sachverständigen und Wissenden ersten Ranges auswählen, gleichfalls durch gegenseitige Anerkennung und Gewährleistung. Bestünde aus ihnen die gesetzgebende Körperschaft, so müßten endlich, für jeden einzelnen Fall, nur die Stimmen und Urteile der speziellsten Sachverständigen entscheiden, und die Ehrenhaftigkeit aller Übrigen groß genug und einfach zur Sache des Anstandes geworden sein, die Abstimmung dabei auch nur Jenen zu überlassen: so daß im strengsten Sinne das Gesetz aus dem Verstande der Verständigsten hervorginge.'"

"Die Rolle der Geistigen in der deutschen Politik ist rasch umschrieben: sie spielen keine. Zwar haben sie von jeher die Ideen geliefert, aber an der Praxis sind sie von jeher unbeteiligt. Das war lange Zeit ihre eigne Schuld; seit [...] den klassischen aktivistischen Bekenntnissen der Heinrich Mann, Gustav Landauer, Ludwig Rubiner, trifft das nicht mehr zu. Die Pflicht zur Macht trat in ihr Bewußtsein; neben den Willen zum Produzieren der Ideen der Wille, sie zu verräumlichen. Er blieb unerfüllt. Nach wie vor ist der Geistige in Deutschland verurteilt, untätig mitanzusehn, was die Praxis aus den großen Gedanken des Geistes macht; wie sie sich um sie kümmert, wenn es zu spät ist; oder wie sie sie verbiegt."

"Leonard Nelson hat die 'Herrschaft der Weisen' gefordert, mit Recht und in prachtvoll schlagkräftiger Dialektik gegen den Demokratismus; wie sie zu errichten sei, jene Herrschaft, hat er nicht verraten; auch Fichte und Fries, seine Vorgänger, nicht. Ein mir noch näher stehender politischer Theoretiker hat, in verschollenen Schriften, die zwischen 1916 und 1925 erschienen sind, den Versuch gemacht, darzulegen, wie eine 'Kammer der Geistigen', ein 'Rat der Geistigen' durch Aggregation entstehen und zu moralischem Einfluß, schließlich zur Souveränität gelangen könne; solche Möglichkeiten bestanden wohl in Zeiten der Katastrophe und der revolutionären Auflockerung; in Perioden der Konsolidierung verblassen sie zu schmerzlich-schönen Traumgebilden."

"Glückt die deutsche Revolution, so läßt sich sehr wohl denken, daß die gesetzgebende Körperschaft der jungen Republik statt durch Wahlen auf folgende Weise zustandekommt:
Jede der verbündeten revolutionären Parteien, Bünde und Gruppen läßt durch ihre Leitungen eine bestimmte Anzahl von Persönlichkeiten ernennen, die ihr als geistige Führer der Nation unter dem Gesichtspunkt der neuen Gesinnung erscheinen, als Charaktere und Köpfe, die zum Wohle des Volks den neuen Geist in die erforderlichen neuen legislativen Formen zu bringen verstehen. Da die revolutionäre Regierung nach Lage der Dinge eine Koalition sein dürfte, so wäre dafür gesorgt, daß die gesetzgebende Körperschaft nicht einseitig zusammengesetzt ist. Sie wäre ein Rat der Geistigen, bestehend etwa aus fünfzig bis hundert Personen; Gesinnungsmenschen, aber Kennern; Fachleuten, aber universal gebildeten und universalgerichteten. Für jede Materie der Gesetzgebung wären ein paar Spezialisten da, die für die Herstellung eines in ihr Ressort fallenden Gesetzentwurfs jeweils eine größere, sagen wir zwanziggliedrige, Kommission aus den bedeutendsten Kennern des Gebiets, auch so weit sie dem gesetzgebenden Körper nicht angehören, zusammenberufen müßten. Ein Beispiel: das neue Strafgesetzbuch soll geschaffen werden. Der Rat der Geistigen weist vielleicht drei Fachleute des Strafrechts auf; diese wählen nun siebzehn bedeutend-fortschrittliche Richter, Strafverteidiger, Professoren des Strafrechts, Strafvollzugspraktiker, Soziologen, Psychiater aus, berufen sie ein und beraten mit ihnen gemeinsam den Entwurf. Einigt man sich, so geht die Vorlage an das Plenum des Rats; im Falle von Dissensen können Minderheitsberichte beigegeben werden. Der Rat entscheidet. Und all dies findet nicht in der Dunkelkammer einer Diktaturregierung, einer Fabrik willkürlicher Cliquendekrete statt, sondern in voller Öffentlichkeit, unter Beobachtung durch eine freie, von unabhängigen Persönlichkeiten bedienten Presse und durch lebensvolle, genau so unabhängige politisch-kulturelle Vereinigungen. Der Kontakt des Gesetzgebers mit der öffentlichen Meinung, mit der geistigen Bewegung ist da: gehört er selber ihr doch an: und die Groteske, daß über die schwierigsten Fragen eine von Inkompetenten unter völlig anderer, nämlich allgemein-parteipolitischer Perspektive gewählte Versammlung Inkompetenter entscheidet, hört auf, - ohne daß Tyrannis, Despotie, Willkür an ihre Stelle tritt. Der Geist als Gesetzgeber; wobei 'Geist' gleichsam eine Ellipse bedeutet, deren Brennpunkte Sachliche Kompetenz und Menschliche Gesinnung sind: ein intellektuelles Element und ein moralisches."

"Gegen das Konzept einer Kammer der Geistigen ist der Einwand 'Utopie!' so billig, daß wohl kein demokratischer Rezensent sich die Gelegenheit entgehen lassen wird, ihn zu erheben. Utopie ist aber alles, solange es sich nach dem Stande der Technik oder nach dem psychologischen Gesetz der Trägheit nicht realisieren läßt. Die Hemmung durch den Stand der Technik kapiert der Spießer nachgerade, die durch das psychologische Trägheitsgesetz will er nicht wahrhaben, weil solch Eingeständnis ihn selbst träfe. Natürlich ist in ruhigen Zeiten eine aristokratische Korrektur des Zarismus der Zahl schier unmöglich. Möglich wird sie in aufgelockerten, feuerflüssigen, revolutionären Läuften. In denen wird alles möglich, mitunter sogar das Vernünftige. [...] Übrigens wäre in ruhigen Zeiten Verzicht auf Propaganda der Vernunft 'wegen Unrealisierbarkeit' ganz dumm; man hat vorzubereiten, durch Theorie; ihr folgt, sobald die Stunde schlägt, die Praxis dann leichter."

"Halbwegs gebildete und halbwegs denkfähige Primaner wissen, daß jede politische Forderung, bevor sie erfüllt ist, Utopie ist; daß die Beseitigung der Sklavenwirtschaft unter einem Regime mit Sklaverei Utopie ist; das Recht auf Leben Utopie bei Völkern, die zu Ehren ihres grausamen Gottes Jungfrauen und Jünglinge schlachten; die Republik Utopie in Monarchien; der Sozialismus Utopie unter der Herrschaft des Kapitals; und sogar die Instituierung eines, bei aller Schärfe gegen Schädlinge, freiheitlichen und humanen Strafrechts Utopie dort, wo Bosheit, Unwissenheit, verbohrter Klerikalismus, bescheuklappter Traditionalismus das Zepter führen. Mancherorts sind manche dieser utopischen Ziele erreicht worden und haben damit aufgehört, 'utopisch' zu sein. Eine Politik, die nicht utopisch sein würde, wäre keine; sondern wäre Geschaftlhuberei und reine Machtjagd - reine, denn was der Jäger, wenn er die Macht erhascht hat, mit ihr anfangen wird, weiß er ja nicht: mangels einer Utopie, eines Zielbildes, einer Wertlehre, einer Konzeption vom Staat, einer Ideologie, Politik ohne Utopie, ohne Ideologie reduziert den Menschen zum Tier."

Demokratie erweist sich in theoretischer Hinsicht als auch in bisheriger praktischer Durchführung als eine Farce:

  • Wenn sie erst richtig möglich wird (durch Mündigkeit der Menschen), ist sie überflüssig (Anarchie)

  • Volksherrschaft bedeutet nicht automatisch Volkswohl. Das "Volkswohl" ist wichtiger, wobei "Volksherrschaft" nur eine Antwort auf Sklaventum ist

  • Das Volkswohl wird nicht erreicht, wenn die Volksherrschaft durch eine unmündige Volksmehrheit ausgeübt wird

  • Das Element des "Rechtsstaats" ist das Eingeständnis, daß die Volksmehrheit unmündig ist

  • Der Rechtsstaat ist vor allem dazu da, Rechte von Minderheiten zu schützen. "Rechtsstaat" und "Demokratie" widersprechen also einander, da einerseits Sachkriterien wie "Menschenrechte", andererseits Formalkriterien wie "Mehrheitswille" gelten sollen

  • In einem "Demokratischen Rechtsstaat" ist es mehr oder weniger Willkür und eine Machtfrage, in welchen Bereichen Sachkriterien oder Formalkriterien gelten

  • Besonders absurd ist, wenn ein oberstes Gericht (z.B. das Bundesverfassungsgericht) seine Sachentscheidungen mit einfacher Mehrheit fällt.

  • Der Demokratie angemessen wäre Besetzung der Machtstellen durch Losentscheid statt durch Wahlen. Wahlen sind ein aristokratisches Element, da der Wähler zwischen "gut" und "schlecht" entscheidet bei zu wählenden Parteien und Personen. Er gibt ein qualitatives Urteil, das dann aber rein quantitativ gezählt wird

  • Selbst wenn man die Hoffnung hat, daß der Mehrheitswille human ist, müssen in einer wahren Demokratie gewisse technische Bedingungen erfüllt sein, damit der Mehrheitswille überhaupt ermittelt werden kann
    --- die Wahlzettel müssen eindeutig sein (siehe Unklarheiten der US-Präsidentenwahlen 2000 in Florida)
    --- kein Wahlberechtigter darf von der Wahl ausgeschlossen werden (siehe Florida)
    --- das Auszählen der Stimmen muß eindeutig sein (siehe Florida)
    --- Stimmenwertbeschränkungen wie die 5%-Klausel dürfen nicht sein, da hierdurch mancher Wähler das von ihm vermutete Endergebnis vorwegnimmt und eine kleine Partei nicht wählt (Stimme verfällt); er wählt also nicht die Partei seiner Wahl, sodaß der Volkswille bei einer solchen Wahl nicht zum Ausdruck kommt. Die vermutlich fairste Lösung: in jedem Wahlgang fällt die stimmenärmste Partei raus; diejenigen, die für sie gestimmt haben, dürfen ihre Stimme ihrer zweitliebsten Partei geben. Dieses Verfahren erfordert viele Wahlgänge, aber nur so wird der Volkswille ermittelt
    --- absurdes Entwerten von Wahlstimmen durch Wahlmänner (siehe USA); einerseits Nichtgebundensein an die Wahlstimmen der Wähler, andererseits Fortfall der zweitmeisten Stimmen in jedem Einzelstaat

Die Logokratie stellt sich als ein Weg hin zur wahren Demokratie dar. Neben das quantitative Prinzip des Mehrheitsparlaments muß das qualitative Prinzip der Herrschaft der Charaktervollsten und der Weisesten treten.
Ein Zweikammersystem der Gesetzgebung, mit wechselseitiger Befruchtung und Kontrolle.

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